Guntersblum 17.09.2015

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Theaterensemble „Lampenfieber“ probt neues Stück „Flug DN 55276“

Gefangen auf engem Raum, ohne Fluchtmöglichkeit: Beim neuen Theaterstück „Flug DN 55276“ geht’s ganz schön drunter und drüber, wenn die skurrilen Passagiere aufeinandertreffen.  <br />
	Foto: hbz/Michael Bahr

Gefangen auf engem Raum, ohne Fluchtmöglichkeit: Beim neuen Theaterstück „Flug DN 55276“ geht’s ganz schön drunter und drüber, wenn die skurrilen Passagiere aufeinandertreffen.
Foto: hbz/Michael Bahr

Von Beate NietzelDIENHEIM/GUNTERSBLUM – Zehn Stühle, in Reihen hintereinandergestellt: Kaum eine große Kulisse, auch wenn’s „nur“ die Probe ist, mag sich der unbedarfte Besucher im Guntersblumer Kellerweg denken. Nur ist die Sache die: Die richtige Bühneneinrichtung ist technisch so aufwendig, dass sie erst kurz vor dem Beginn der heißen Probenphase direkt am Ort des Geschehens aufgebaut wird. „Das sind Original-Sitze, die konnten wir ausleihen“, winkt Claudia Sons in den Nebenraum und deutet auf königsblaue Flugzeugsessel. „Und unsere Männer haben einen regelrechten Flugzeugkorpus darum gebaut“, lobt sie Einsatz und Einfallsreichtum „unserer Anhängsel“, wie sie liebevoll jene meist männlichen Teile der Familien nennt, die nicht auf, wohl aber hinter der Bühne die Theaterbegeisterung ihrer Lieben teilen und unterstützen.

Vierte Produktion

Denn bis zur Premiere ist es gar nicht mehr lange hin. Die wenigen Texthänger, die die Mimenschar im Kelterhaus von Rolf Hedderich noch zu verzeichnen hat, werden mit Sicherheit bis zum 3. Oktober geglättet. Denn dann steigt in der Siliusstein-Festhalle der „Flug DN 55276“, die mittlerweile vierte Produktion des Theaterensembles „Lampenfieber“ – jener bühnenbegeisterten Truppe aus rund einem Dutzend Männern und Frauen aus Oppenheim, Guntersblum und Umgebung, dessen Alleinstellungsmerkmal es ist, ausschließlich selbst verfasste Stücke zu spielen.

Wieder einmal war Claudia Sons ausgiebig mit Hund Samson unterwegs. „Beim Laufen entwickeln sich bei mir die Ideen“, sagt die Guntersblumerin – Autorin, Regisseurin und Schauspielerin in Personalunion. „Ich wollte gern einmal etwas schreiben, das in engem Raum spielt“, berichtet sie, dass sie sich gegen den Lift und für das Flugzeug entschieden hat. Der tragische Zufall wollte es, dass die Germanwings-Katastrophe in den französischen Alpen sich zeitgleich mit dem Beginn der Proben im März ereignete. Nach kurzer Besinnungszeit entschloss man sich, das Projekt dennoch weiterzuverfolgen. Zum ersten Mal nun geht „Lampenfieber“ in die Luft, bittet zum Non-Stop-Flug von New York nach Frankfurt. Und wie nicht anders zu erwarten, wird dieser Trip alles andere als ruhig und entspannt. Die Turbulenzen ereignen sich hier nicht außerhalb, sondern innerhalb des Fliegers. Was genau passiert, wird hier natürlich nicht verraten – nur so viel: Ein genervtes Elvis-Double ist mit an Bord des „First-first-class-Fluges“ für die Schönen, Reichen und ganz schön Reichen, ebenso zwei Proll-Hühner wie ein dominantes Eheweib, das ihren Gemahl jedoch von einer ganz neuen Seite kennenlernen wird, eine aus Arabien stammende Feministin und ein schräges schottisches Ehepaar.

„Wie immer wird es auch Gesangs- und Tanzeinlagen geben“, verspricht Claudia Sons etliche „Live-Acts“. „Alle haben sich im Laufe der vier Jahre und Stücke entwickelt und hinzugewonnen“, bescheinigt sie den Hobby-Mimen, die sich jeden Dienstag im Hedderichschen Kelterhaus zum Proben trafen. Gemeinsam habe man noch hier und da am Stück gefeilt und geändert. Der Erfolg hat sich herumgesprochen: „Die Dienheimer Gemeindeverwaltung hat bei uns angefragt, ob wir nicht bei ihnen spielen wollen“, freut sich Claudia Sons mit ihrer Schar. Alle sind zuversichtlich, die besondere Herausforderung beim „Flug DN 55276“ zu meistern, die darin liegt, „dass alle immer gleichzeitig auf der Bühne sind. Da heißt es, sich noch mehr zu konzentrieren – vor allem in Sachen Text“.

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